Substanzdualismus

René Descartes

Der Substanzdualismus von Descartes, auch bekannt als cartesianischer Dualismus, postuliert eine fundamentale Trennung zwischen Geist und Körper, wobei der Geist eine immaterielle Substanz darstellt, die unabhängig vom physischen Körper existiert. Diese revolutionäre Sichtweise wirft spannende Fragen über die Natur des Bewusstseins und die Beziehung zwischen Denken und Materie auf, die bis heute Philosophen und Wissenschaftler beschäftigen.

Inhalt

Biografie

René Descartes (* 31. März 1596 in La Haye en Touraine; † 11. Februar 1650 in Stockholm) war ein französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.

Zitate

Original Textauszug

[…] einerseits habe ich doch eine klare und deutliche Vorstellung meiner selbst, sofern ich lediglich denkendes, nicht ausgedehntes Ding bin; anderseits habe ich eine deutliche Vorstellung vom Körper, sofern er lediglich ausgedehntes, nicht denkendes Ding ist. Somit ist sicher, dass ich wirklich vom Körper verschieden bin und ohne ihn existieren kann. […]

Da bemerke ich nun in erster Linie einen großen Unterschied zwischen Körper und Geist, insofern nämlich der Körper seiner Natur nach stets teilbar, der Geist aber durchaus unteilbar ist. In der Tat, betrachte ich meinen Geist, d. h. mich selbst, lediglich als denkendes Ding, so kann ich keine Teile in mir unterscheiden, vielmehr erkenne ich, dass ich ein einheitliches und vollständiges Ding bin.

Zwar scheint der ganze Geist mit dem ganzen Körper vereint zu sein; verliere ich aber einen Fuß, einen Arm oder einen andern Körperteil, so merke ich doch nicht, dass etwas dem Geist weggenommen worden wäre. Auch die Vermögen des Wollens, Empfindens, Erkennens usw. können nicht als Teile des Geistes aufgefasst werden, denn ein und derselbe Geist will, empfindet, erkennt.

Hingegen kann ich mir kein körperliches oder ausgedehntes Ding denken, das ich mir nicht mit Leichtigkeit in Teile zerlegt denken könnte, und so erkenne ich dessen Teilbarkeit. Dies allein würde genügen, mir die gänzliche Verschiedenheit des Geistes vom Körper klarzumachen, wenn ich es nicht schon aus andern Gründen zur Genüge wüsste.

[…]
Ich kann mir klar und deutlich vorstellen, dass Geist Ohne Materie existiert. Was man sich klar und deutlich vorstellen kann, ist zumindest prinzipiell möglich.
Also ist es zumindest prinzipiell möglich, dass Geist ohne Materie existiert. Wenn es prinzipiell möglich ist, dass Geist ohne Materie existiert, dann müssen Geist und Materie verschiedene Entitäten sein.
Da also Geist und Materie verschiedene Entitäten sein müssen, ist der Dualismus folglich wahr.

René Descartes: Meditationes de Prima Philosophia / Meditationen über die Erste Philosophie. Lateinisch / Deutsch. Übersetzt und hrsg. von Gerhart Schmidt. Reclam, Stuttgart 1986. S. 77, 79

Lernzettel

  • Mensch besteht aus zwei Substanzen → Körper (Materie) und Geist (immaterielle Seele)
  • Körper & Geist sind voneinander getrennte Entitäten
    → Bsp.: Wenn ich eines meiner Körperteile verliere, merke ich einen Verlust an meinem Körper, nicht aber in meinem Geist
  • Körper = unendlich teilbarer Körperstoff
    → ausgedehnte Objekte kann ich immer als zerlegbar denken, folglich erkenne ich ihre Teilbarkeit
  • Geist = unteilbarer Geiststoff; empirisch nicht nachweisbar
    → der Geist, d.i. mein Ich, begreife ich just als denkende Entität, als vollständige Einheit, die nicht in Einzelteile getrennt werden kann
  • Descartes‘ „Beweis“ der Unabhängigkeit von Körper & Geist:
    1. Was man sich vorstellen kann, ist prinzipiell möglich.
    2. Man kann sich die Existenz eines Geistes ohne Materie vorstellen.
    3. Also: Geist(Seele) und Körper sind voneinander getrennte Entitäten.
  • komplexe Kommunikation ist nur Menschen vorbehalten
    → Tiere haben keine Seele → nicht-körperlicher Unterschied von Mensch und Tier

Schaubild

Klausurtext

Tragfähigkeit

  • Manche Teile der Identität lassen sich wissenschaftlich nicht beweisen oder auf Gehirnaktivitäten zurückführen → Bewusstseinszustände sind physikalisch nicht erklärbar
  • Problem der Nichtreduzierbarkeit psychischer Erlebnisse → mit Neurologie ist nicht erklärbar, wie bestimmte Bewusstseinszustände auftreten
  • Unser Körper besteht aus den gleichen Teilchen wie tote Materie, hat nur einen anderen Aufbau → Wie also lässt sich unser Bewusstsein erklären?
  • eineiige Zwillinge besitzen trotz gleicher DNA & gleicher Gene unterschiedliche Persönlichkeiten → spricht für eine immaterielle Seele
  • Das Argument, man kann sich vorstellen, dass Körper und Seele verschiedene Entitäten sind, es also prinzipielle möglich ist und deshalb wahr sein müsse, ist nicht valide/logisch
  • Wie soll etwas Immaterielles etwas Materielles beeinflussen, wenn es nicht mit diesem verknüpft ist? → Widerspruch mit dem Konzept von Ursache-Wirkung
  • Es lässt sich nicht sicher sagen, dass das Bewusstsein auf materieller Ebene niemals beweisbar ist → zukünftiger, technischer Fortschritt könnte dies möglich machen
  • Aus seinen Annahmen geht nicht hervor, wie der Mensch er selbst sein kann, wenn die Seele unabhängig vom Körper ist, denn alles Handeln und Denken ist mit dem Gehirn verknüpft

Teste dein Wissen

Der Dualismus behauptet, dass die Identität eines Menschen sowohl aus dem Körper als auch aus der Seele besteht, wobei Körper und Seele unterschiedliche Entitäten sind.

Der Vergleich besagt, dass der Körper wie eine Hülle oder ein Fahrzeug ist, während die Seele die eigentliche „Fahrerin“ ist. Selbst bei einer Verletzung des Körpers bleibt die Seele unverändert und kann sogar nach dem Tod weiterbestehen. Die Seele ist nicht sichtbar und wissenschaftlich nicht beweisbar.

René Descartes vertrat den Substanzdualismus, der besagt, dass Geist (Seele) und Materie (Körper) zwei unterschiedliche Substanzen sind, die unabhängig voneinander existieren können.

Dabei bezeichnete er die Seele als ungreifbaren, ausdehnungslosen, unteilbaren Geiststoff und den Körper als greifbaren, ausgedehnten, unendlich teilbaren Körperstoff.

Descartes argumentierte, man kann sich vorstellen, dass ein Geist ohne Materie existiert. Da alles, was vorstellbar ist, theoretisch möglich ist, folgert er, dass eine Seele ohne Materie existieren kann und das demnach auch in der Realität zutrifft.

Descartes zieht eine logische Schlussfolgerung in Form eines Modus Ponens, dass Geist und Materie verschiedene Entitäten sind. Somit ist der Dualismus wahr, da die Seele und der Körper unabhängige Existenzformen sind.

Kritiker des Dualismus argumentieren oft, dass es keine empirischen Beweise für die Existenz einer unabhängigen Seele gibt und dass die Vorstellung einer solchen von naturwissenschaftlichen Erklärungen über den Körper herausgefordert wird.

Ebenso kritisieren sie Descartes vermeintlichen Modus Ponens, der ohne fundierte Begründung auf die Trennung von Körper und Seele besteht.

Descartes‘ Substanzdualismus war bedeutend, da er einen klaren Unterschied zwischen Geist und Materie etablierte, was später zu weiteren philosophischen Diskussionen über Bewusstsein, Identität und Existenz führte.

Darüber hinaus bildet sie das Fundament für gläubige Menschen, da diese durch die strikte Trennung der Seele vom Körper Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod haben.

Der Substanzdualismus unterscheidet sich von anderen Formen des Dualismus, indem er behauptet, dass Geist und Materie zwei unterschiedliche Substanzen sind, die unabhängig voneinander existieren, im Gegensatz zum Eigenschaftsdualismus, der unterschiedliche Eigenschaften des Subjekts betrachtet.

Der Substanzdualismus unterscheidet sich außerdem von der Doppelaspekt-Theorie, weil diese davon ausgeht, dass die „Seele“ bzw. die Identität des Menschen im Gehirn sitzt und somit mit dem Körper des Menschen verbunden ist.

Der Modus Ponens ist eine logische Schlussfolgerung, die besagt, dass, wenn eine Bedingung erfüllt ist (A impliziert B) und A wahr ist, dann B auch wahr sein muss.

Descartes verwendet diesen Modus, um zu argumentieren, dass die Existenz einer Seele ohne Materie möglich ist, wenn man sich diese vorstellen kann, womit er versucht, seine Position unanfechtbar zu machen.

Descartes‘ dualistische Position trug dazu bei, das Bewusstsein als etwas zu definieren, das nicht allein durch physikalische oder materielle Prozesse erklärt werden kann, sondern als eine Entität, die eigenständig vom Körper existiert und ihn steuert.

Lernmaterial