Am 13. September 1848 kam es bei der amerikanischen Eisenbahngesellschaft in Vermont zu einem schweren Unfall. Dem Vorarbeiter Phineas Gage schoss bei einer von ihm durchgeführten Sprengung eine etwa 1,10 m lange und 3 cm dicke Eisenstange durch den Schädel. Sie trat unterhalb des linken Wangenknochens in den Kopf ein und oben am Kopf wieder aus. Während des Unfalls blieb Gage bei Bewusstsein und war auch später in der Lage, über den gesamten Hergang des Unfalls zu berichten. Nach Angaben seines Arztes war er – abgesehen vom Verlust des linken Auges – nach wenigen Wochen körperlich wiederhergestellt und auch seine intellektuellen Fähigkeiten einschließlich Wahrnehmung, Gedächtnis, Intelligenz, Sprachfähigkeit waren völlig intakt. In der Zeit nach dem Unfall kam es jedoch bei Gage zu auffälligen Persönlichkeitsveränderungen. Aus dem besonnenen, freundlichen und ausgeglichenen Vorarbeiter wurde ein kindischer, impulsiver und unzuverlässiger Mensch. Da der Fall für die Hirnforschung von Interesse war, wurde Gages Körper sieben Jahre nach seinem Tod exhumiert und der Schädel im Museum der Harvard Medical School aufbewahrt. 1994 gelang es Hannah Damasio von der Universität Iowa mittels einer Computersimulation aufzuzeigen, welche Hirnareale durch die Stange beschädigt worden waren. Ihr Mann, Antonio R. Damasio, führte den Nachweis, dass zwischen dem geschädigten Hirnareal und Gages Persönlichkeitsveränderungen ein Zusammenhang besteht.
Bernd Rolf: Originalbeitrag
Descartes’ Irrtum (1994):
Infolge einer Hirnschädigung [können] soziale Konventionen und moralische Regeln ihre Verbindlichkeit verlieren. […] Gages Beispiel zeigte, dass Teile des Gehirns für spezifisch menschliche Eigenschaften zuständig sind, unter anderem für die Fähigkeit, die Zukunft vorwegzunehmen und sie in einem komplexen sozialen Umfeld angemessen zu planen. […]
Darin liegt Descartes’ Irrtum: in der abgrundtiefen Trennung von Körper und Geist, von greifbarem, ausgedehntem, mechanisch arbeitendem, unendlich teilbarem Körperstoff auf der einen Seite und dem ungreifbaren, ausdehnungslosen, nicht zu stoßenden und zu ziehenden, unteilbaren Geiststoff auf der anderen; in der Behauptung, dass Denken, moralisches Urteil, das Leiden, das aus körperlichem Schmerz oder seelischer Pein entsteht, unabhängig vom Körper existieren. Vor allem: in der Trennung der höchsten geistigen Tätigkeiten vom Aufbau und der Arbeitsweise des biologischen Organismus. […]
Zum umfassenden Verständnis des menschlichen Geistes [ist] eine organische Perspektive erforderlich […].
Antonio R. Damasio: Descartes ’ Irrtum. Übersetzt von Christian Elger u. a.: Das Manifest, in: Gehirn & Geist Nr. 6 / 2004. S. 33, 34, 36, 37
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Der Materialismus, welcher eine Unterart des MonismusTheorie zum Leib-Seele Problem, die davon ausgeht, dass die … More ist, stützt sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und nimmt an, dass der Leib und die Seele ausschließlich aus Materie bestehen und auf physische bzw. chemische Prozesse im Gehirn zurückzuführen sind. Der Mensch sei also eine „Biomaschine“ und besitze keine immaterielle Seele. Die Identität bilde sich demnach nur durch den Körper, denn das Bewusstsein des Menschen bestehe aus Materie und befinde sich in einem für die Identitätsbildung zuständigen Teil des Gehirns, weshalb die individuelle Identität des Menschen durch Verletzungen im Gehirn verändert oder sogar verloren gehen könne.
Ein Beispiel, das die Theorie des Materialismus stützt, ist Phineas Gage, ein Sprengmeister, welcher sich bei einem Unfall eine Eisenstange durch den Kopf schoss, wodurch ein Teil seines Frontalhirns irreversibel beschädigt wurde. Obwohl er nach dem Unfall ohne Probleme sprechen und handeln konnte, war seine geistliche Präsens verändert. Vor seinem Unfall wurde er als vorbildlich, verantwortungsvoll und still beschrieben, nach dem Unfall hatte er jedoch kein Verständnis von Moral mehr und konnte die Konsequenzen seiner Handlungen nicht mehr vorhersehen.
Aus der plötzlichen Veränderung von Gages Verhalten infolge einer irreversiblen Beschädigung seines Gehirns schließen Materialisten, es könne keine immaterielle Seele geben, denn gäbe es sie, so hätte sich sein Charakter durch die physischen Verletzungen nicht verändern dürfen. Da sich Gages Charakter aber verändert hat, könne es laut dem Materialismus folglich keine immaterielle Seele geben und ihre Identität sei fraglich. Vielmehr komme dem Gehirn, also materiellen Aspekten, die Funktion der Identitätsbildung des Menschen zu.
(Anna-Marie H. – LK MH 2024)
Der Beantwortung der Identitätsfrage des Menschen widmete sich auch der Materialismus. Anhänger dieser Position vertreten die These, das Bewusstsein des Menschen sei vollständig auf physikalische Vorgänge zurückzuführen. Es gebe also folglich keine Seele.
Vertreter stützen sich auf das Fallbeispiel von Phineas Gage: Gage war ein Fachmann für Sprengstoffe und sollte eine felsige Wand ebnen. Die dabei benutzte 2 Meter lange Eisenstange, um den Sand im Sprengstoff fest zu stampfen, erzeugte jedoch unwissend Funken, da sich noch kein Sand im Loch befand und der Sprengstoff explodierte. Die Eisenstange fuhr ihm durch die linke Wange, durchbohrte sein Gehirn und schoss durch die Schädeldecke wieder hinaus.
Zu aller Erstaunen erlangte Gage bereits nach kurzer Zeit wieder sein Bewusstsein zurück und war sogar dazu in der Lage, seinen Kollegen den Unfall zu erklären. Er lebte nach diesem Unfall nach 13 Jahren mit keinerlei körperlichen Einschränkungen – lediglich sein linkes Auge fehlte ihm.
Nach einiger Zeit jedoch machten sich Veränderungen in seinen charakterbezogenen Eigenschaften bemerkbar: Gage hatte die Fähigkeit, moralisch zu denken und zu handeln, verloren.
Materialisten sehen diesen Vorfall als evident dafür, das Bewusstsein sei vollständig auf Materie zurückzuführen: Denn gäbe es eine Seele, so hätte sich Gages Charakter nach dem Unfall nicht verändern dürfen. Er hat sich aber verändert, also könne es folglich keine Seele geben.
Zudem gehen Materialisten davon aus, die Wissenschaft und Technologie der Menschheit sei noch nicht weit genug entwickelt, um das menschliche Bewusstsein zu verstehen.
(Barbara J. – LK MH 2025)
Eine weitere Position zum Leib-Seele-Problem ist der Materialismus. Vertreter des Materialismus behaupten, es gebe keine Seele, sondern nur Materie. Der Verstand, das Bewusstsein und die Sinneseindrücke seien Produkte physischer Vorgänge und beweisen dieser Position nach nicht die Existenz einer Seele. Der Mensch sei ein reinausschließlich,
bei Kant: unabhängig von der Erfahrung More körperliches Wesen, also eine „Biomaschine“ und die Funktionen der „Seele“ werden ebenfalls vom Körper übernommen. Vertreter dieser materialistischen Denkweise sind beispielsweise Stephen Hawking oder der französische Arzt und Schriftsteller Julien Offray de La Mettrie.
Die Theorie des Materialismus wird durch das Fallbeispiel „Phineas Gage“ untermauert. Phineas Gage war ein Eisenbahnvorarbeiter, dem bei einem Arbeitsunfall eine Eisenstange durch den Schädel schoss, woraufhin er Verletzungen am Gehirn erlitt. Obwohl er körperlich keine gravierenden Einschränkungen erlitt, veränderte sich jedoch sein Charakter. Der vorerst freundliche und ruhige Gage wurde zu einem impulsiven Menschen, dem es unmöglich wurde, moralische Entscheidungen zu treffen.
Dieser Vorfall beweise laut Materialismus, dass es keine Seele geben kann, da durch die Verletzung im Gehirn Gages Charakterzüge verändert wurden, die bei Existenz einer Seele gleich hätten bleiben müssen. Der Gedanke, dass Geist und Körper zwei getrennte Entitäten bilden, ist folglich laut dem Materialismus abzulehnen, was auch als „Descartes Irrtum“ bezeichnet wird.
(Anna V. – LK MH 2024)
Positionen des Monismus beruhen auf der Annahme, dass es entweder nur die Seele oder nur den Körper gibt und dementsprechend nur eine der beiden Entitäten für die Identitätsbildung verantwortlich ist.
Der Materialismus ist also eine Unterart des Monismus, weil er davon ausgeht, dass Körper und „Seele“ ausschließlich aus Materie bestehen und auf chemische Prozesse im Gehirn zurückzuführen sind.
Der Mensch wird als „Biomaschine“ betrachtet, die keine Seele besitzt.
Der Materialismus definiert die menschliche Identität durch den Körper, insbesondere durch das Gehirn. Er geht davon aus, dass alles aus Materie besteht, und sich die Identität in einem für die Identitätsbildung zuständigen Teil des Gehirns bildet und befindet. Verletzungen im Gehirn können daher die individuelle Identität verändern oder sogar zerstören.
Der Unfall von Phineas Gage, bei dem sein Frontalhirn irreversibel beschädigt worden ist, beeinflusste seine Fähigkeit, moralische Entscheidungen zu treffen erheblich. Vor dem Unfall war er als verantwortungsvoll und still bekannt, während er nach dem Unfall kein Verständnis von Moral mehr hatte und die Konsequenzen seiner Handlungen nicht mehr absehen konnte.
Der Fall Phineas Gage unterstützt die Theorie des Materialismus, da Gages Charakter und Verhalten sich nach einer schweren Gehirnverletzung (Frontallappen) drastisch verändert haben. Dies deutet darauf hin, dass die Identität und Persönlichkeit des Menschen stark mit dem physischen Zustand des Gehirns verbunden sind, was die Existenz einer immateriellen Seele in Frage stellt.
Die Existenz einer immateriellen Seele ist unwahrscheinlich, weil Veränderungen im physischen Gehirn zu Veränderungen in der Persönlichkeit und Identität führen. Dies legt nahe, dass Identität und Persönlichkeit auf materiellen Prozessen beruhen und nicht auf einer unabhängigen Seele.
Laut Materialismus ist die menschliche Identität sehr instabil, denn sie kann durch physische Veränderungen im Gehirn beeinflusst werden.
Während Vertreter des Materialismus die Existenz einer „Seele“ ablehnen und den Mensch als Biomaschine definieren, da seine Identität durch das Gehirn gebildet werde, unterscheidet Nagel in seiner Doppelaspekt-Theorie zwischen zwei verschiedenen Entitäten: den physischen und den psychischen Aspekten.
Die Seele im klassischen Sinn lehnt Nagel zwar auch ab, dennoch spricht er von „psychischen Aspekten“, welche einen inneren, verschlossenen Raum darstellen würden und empirisch nicht beweisbar seien, die verantwortlich für die Identitätsbildung des Menschen seien.
Vertreter der Doppelaspekt-Theorie könnten argumentieren, dass die Veränderungen in Gages Charakter mit den psychischen Aspekten zusammenhängen. Da die psychischen Aspekte bzw. der empirisch nicht beweisbare, nur von innen zugängliche Raum auch im Gehirn liegen, ist es möglich, dass durch Gages Unfall dieser verändert worden ist.
Möglicherweise wurden durch die Gehirnverletzung, d.h. die physischen Aspekte, auch die psychischen, für die Identitätsbildung zuständigen Aspekte verändert.
Obgleich sich das Ich-Gefühl, Emotionen, Gefühle, Gedanken, usw. nicht messen lassen, hat die Wissenschaft eine Idee davon, welche Vorgänge wo im Gehirn stattfinden. So entstehen Gefühle bspw. im limbischen System, der Frontallappen spielt eine grundlegende Rolle beim moralischen Verhalten und das Ich-Bewusstsein entsteht durch die Zusammenarbeit und den Austausch vieler verschiedener Gehirnbereiche.
Durch Gages Unfall wurde ein Teil seines Frontalhirns zerstört, welches laut der Wissenschaft wichtig für das moralische Verhalten ist, womit es ein starkes Argument ist, das den Materialismus stützt.
Im Kontext des Materialismus bedeutet der Begriff „Biomaschine“, dass der Mensch als eine Maschine betrachtet wird, die rein aus biologischen Komponenten, d.h. aus Materie, besteht, sich seine Identität also auch aus Materie zusammensetzt.
Marcel Münch
m.muench@franziskus-olpe.de
Anna-Marie Hommel
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