Eudaimonismus

Aristoteles

Die Eudaimonistische Ethik von Aristoteles betont das Streben nach Glückseligkeit als höchstes Gut im Leben. Durch die Entwicklung von Tugenden und die Verwirklichung des eigenen Potenzials strebe der Mensch nach einem erfüllten Dasein. Tauche ein in die philosophischen Gedanken des antiken Griechenlands und entdecke, wie Aristoteles die Grundlagen für ein gelungenes Leben definiert hat.

Inhalt

Biografie

Aristoteles (* 384 v. Chr. in Stageira; † 322 v. Chr. in Chalkis auf Euböa) war ein griechischer Universalgelehrter. Er gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten Philosophen & Naturforschern der Geschichte. Sein Lehrer war Platon, doch hat Aristoteles zahlreiche Disziplinen entweder selbst begründet oder maßgeblich beeinflusst, darunter Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie, Logik, Biologie, Medizin, Physik, Ethik, Staatstheorie und Dichtungstheorie.

Zitate

Original Textauszug

Das höchste Ziel:
Jede Kunst und jede Lehre, ebenso jede Handlung und jeder Entschluss scheint irgendein Gut zu erstreben.
Darum hat man mit Recht das Gute als dasjenige bezeichnet, wonach alles strebt. […] Da es nun viele Handlungen, Künste und Wissenschaften gibt, ergeben sich auch viele Ziele: Ziel der Medizin ist die Gesundheit, der Schiffsbaukunst das Schiff, der Strategik der Sieg, der Ökonomik der Reichtum. Wo nun immer solche Künste einer einzigen Aufgabe untergeordnet sind, wie etwa der Reitkunst die Sattlerei und die andern der Reitkunst dienenden Künste, und wie die Reitkunst wiederum und die gesamte Kriegskunst der Strategik untergeordnet ist und so andere unter anderen, in allen diesen Fällen sind die Ziele der leitenden Künste insgesamt vorzüglicher als die der untergeordneten. Denn diese werden um ihrer selbst willen verfolgt. […]

Wenn es aber ein Ziel des Handelns gibt, das wir um seiner selbst willen wollen und das andere um seinetwillen; wenn wir also nicht alles um eines andern willen erstreben (denn so ginge es ins Unbegrenzte, und das Streben wäre leer und sinnlos), dann ist es klar, dass jenes das Gute und das Beste ist.

Wird nun das Erkennen jenes Zieles nicht auch für das Leben ein großes Gewicht haben […]? Wenn dies der Fall ist, müssen wir versuchen, wenigstens im Umriss zu erfassen, was es wohl sein mag und welcher Wissenschaft oder Fähigkeit es zugeordnet ist. […]

Da also jede Erkenntnis und jeder Entschluss nach irgendeinem Gute strebt, […] [stellt sich die Frage], welches ist das oberste aller praktischen Güter? Im Namen stimmen wohl die meisten überein. Glückseligkeit [eudaimonia] nennen es die Leute ebenso wie die Gebildeten, und sie setzen das Gut-Leben und das Sich-gut-Verhalten gleich mit dem Glückseligsein. […]

Wir wollen versuchen, dies noch besser zu verdeutlichen. Da sich viele Ziele zeigen, wir aber von diesen manche um anderer Dinge willen wählen, wie den Reichtum, Flöten und überhaupt alle Instrumente, so ist es offenbar, dass nicht alle Endziele sind. Das vollkommen Gute scheint aber ein Endziel zu sein. Wenn es also nur ein einziges Endziel gibt, so wäre dies das Gesuchte, wenn aber mehrere, dann das vollkommenste unter diesen.

Vollkommen nennen wir das um seiner selbst willen Erstrebte gegenüber dem um anderer Ziele willen Erstrebten, und das niemals um einen anderen willen Gesuchte gegenüber dem, was sowohl wegen sich selbst als auch wegen eines andern gesucht wird; allgemein ist das vollkommene Ziel dasjenige, was stets nur an sich und niemals um eines anderen willen gesucht wird.

Derart dürfte in erster Linie die Glückseligkeit sein. Denn diese suchen wir stets wegen ihrer selbst und niemals wegen eines anderen; Ehre dagegen und Lust und Vernunft und jede Tüchtigkeit suchen wir teils wegen ihnen selber (denn auch wenn wir keinen weiteren Gewinn von ihnen hätten, würden wir jedes einzelne von ihnen wohl erstreben), teils aber auch um der Glückseligkeit willen, da wir glauben, eben durch jene Dinge glückselig zu werden. Die Glückseligkeit aber wählt keiner um jener Dinge willen und überhaupt nicht wegen eines anderen. […]

So scheint also die Glückseligkeit das vollkommene […] Gut zu sein und das Endziel des Handelns.

 

Die Mesoteslehre – Tugend als Mitte:
Betrachten [wir], von welcher Art die Natur der Tugend ist. In allem, was kontinuierlich und was teilbar ist, lässt sich ein Mehr, ein Weniger und ein Gleiches antreffen, und zwar entweder mit Rücksicht auf die Sache selbst oder mit Rücksicht auf uns. Das Gleiche aber ist ein Mittleres [mesotes] zwischen Übermaß und Mangel. Mittleres der Sache nach nennen wir dasjenige, was von beiden Enden gleich weit entfernt ist, und dieses ist bei allem eines und dasselbe, dagegen Mittleres für uns, was weder ein Übermaß noch einen Mangel hat, und dieses ist nicht bei allem eines und dasselbe.

Wenn z. B. zehn viel sind und zwei wenig, so nimmt man sechs für das der Sache nach Mittlere, weil es um gleich viel mehr und weniger ist. Das ist die Mitte nach dem arithmetischen Verhältnis. Das Mittlere für uns kann dagegen so nicht bestimmt werden. Wenn für jemanden zehn Pfund zu verzehren viel sind und zwei Pfund wenig, so wird der Ringmeister nicht sechs vorschreiben. Denn auch das ist vielleicht für den, der sie zu sich nehmen soll, viel oder wenig, wenig für einen [Ringer wie] Milo, viel für einen Anfänger in den Übungen. Dasselbe gilt für den Wettlauf und Ringkampf. So meidet denn jeder Kundige das Übermaß und den Mangel und sucht und wählt die Mitte, nicht die Mitte der Sache nach, sondern die Mitte für uns. […]

[Wenn nun jede Wissenschaft und Kunst auf die Mitte zielt, dann gilt das auch für die ethische Tugend. Die Tugend zielt nach der Mitte,] die sittliche oder Charaktertugend wohlverstanden, da sie es mit den Affekten* und Handlungen zu tun hat, bei denen es eben ein Übermaß, einen Mangel und ein Mittleres gibt. […]

Es gibt also drei Grundhaltungen: zwei fehlerhafte, durch Übermaß und Unzulänglichkeit gekennzeichnet, und eine richtige: die Mitte.

In Hinsicht auf die Empfindungen von Lust und Unlust – nicht alle sind gemeint, vor allem nicht alle Unlustempfindungen – ist Besonnenheit die rechte Mitte. Die Übersteigerung heißt Zügellosigkeit. Menschen mit mangelhafter Lustempfindung gibt es eigentlich nicht. Daher haben auch sie keinen eigenen Namen erhalten. Man mag sie als stumpfsinnig bezeichnen.

In Hinsicht auf das Geben und Nehmen von Geld ist Großzügigkeit die Mitte. Das Zuviel und das Zuwenig heißt Verschwendungssucht und kleinliches Knausern. In beiden Fällen aber zeigt sich das Übermaß in entgegengesetzter Richtung: der Verschwender ist maßlos im Ausgeben und kärglich im Nehmen, der Knauserige ist maßlos im Nehmen und kärglich im Geben. Übrigens reden wir jetzt von den Dingen nur im Umriss und zusammendrängend und begnügen uns absichtlich damit. […]

Aristoteles: Die Nikomachische Ethik. Übersetzt und hrsg. von Olof Gigon. dtv, München 1984, N.E. I.1 (S. 55–56); N.E. I.2 (S. 58); N.E. 1.5 (S. 64); N.E. I.5 (S. 65)

 

Es ist mithin die Tugend ein Habitus des Wählens, (1107a) der die nach uns bemessene Mitte hält und durch die Vernunft bestimmt wird und zwar so, wie ein kluger Mann ihn zu bestimmen pflegt. Die Mitte ist die zwischen einem doppelten fehlerhaften Habitus, dem Fehler des Übermaßes und des Mangels; sie ist aber auch noch insofern Mitte, als sie in den Affekten und Handlungen das Mittlere findet und wählt, während die Fehler in dieser Beziehung darin bestehen, dass das rechte Maß nicht erreicht oder überschritten wird.

Deshalb ist die Tugend nach ihrer Substanz und ihrem Wesensbegriff Mitte; insofern sie aber das Beste ist und alles gut ausführt, ist sie Äußerstes und Ende.

Doch fasst nicht jede Handlung oder jeder Affekt eine Mitte, da sowohl manche Affekte, wie Schadenfreude, Schamlosigkeit und Neid, als auch manche Handlungen, wie Ehebruch, Diebstahl und Mord, schon ihrem Namen nach die Schlechtigkeit in sich schließen. Denn alles dieses und ähnliches wird darum getadelt, weil es selbst schlecht ist, nicht sein Zuviel und Zuwenig. Demnach gibt es hier nie ein richtiges Verhalten, sondern immer lediglich ein verkehrtes, und das Gute und Schlechte liegt bei solchen Dingen nicht in den Umständen, wie wenn es sich z. B. beim Ehebruch darum fragte, mit wem und wann und wie er erlaubt sei, sondern es ist überhaupt gefehlt, irgend etwas Derartiges zu tun. Ebenso wenig nun darf man bei der Ungerechtigkeit, Feigheit und Zuchtlosigkeit nach einer Mitte oder nach einem Zuviel oder Zuwenig fragen. Denn so bekämen wir eine Mitte des Zuviel und Zuwenig und ein Zuviel des Zuviel und ein Zuwenig des Zuwenig. Wie es vielmehr bei der Mäßigkeit und dem Starkmut kein Zuviel und Zuwenig gibt, weil die Mitte gewissermaßen Ende und Äußerstes ist, so gibt es auch in jenen Dingen keine Mitte und kein Zuviel und Zuwenig, sondern wie man sie auch tun mag, immer ist es gefehlt. Denn es gibt beim Zuviel und Zuwenig überhaupt keine Mitte, wie bei der Mitte kein Zuviel und Zuwenig.

Lernzettel

  • Eudaimonistische Ethik → teleologische Ethik
  • Ausgangsfrage: Wie wird der Mensch langfristig glücklich & gibt es ein höchstes Gut?
  • Mensch strebt immer höhere Ziele an, die sog. Güter → oberstes Ziel/höchste Kunst eines bestimmten Gebietes sei am erstrebenswertesten
    → es herrsche eine Hierarchie von Zielen (Bsp.: Ziel der Medizin sei die Gesundheit)
  • höchstes Gut erforderlich, denn sonst wäre alle Handeln sinnlos → infiniter Regress
  • höchstes Gut = Eudaimonia (Glückseligkeit) → Endziel des Handelns, da sie um ihrer selbst willen verfolgt werde
  • andere Art von Glück: Eutychia = Glück durch Zufall → daher keinen höhere Wert

 

  • Mesoteslehre:
    Grundannahme = alles Teilbare hat eine Mitte (gr. mesotes), die sich exakt berechnen lässt
    → das Mittlere der Mathematik ist das arithmetische Mittel; diese berechnete Mitte gelte aber nicht für den Menschen
    → denn: das Mittlere im menschlichen Handeln variiere je nach Lebensbedingungen und Ressourcen einer Person; so gebe es neben der Mitte auch die zwei falschen Grundhaltungen Übermaß und Mangel 
    → das Mittlere (mesotes) menschlichen Handelns liege also zwischen Übermaß und Mangel
  • die ethische Tugend ziele immer auf die Mitte → tugendhaft handeln bedeutet, nach dem mittleren zu handeln
  • daraus resultieren zwei falsche Grundhaltungen (Übermaß & Mangel) und eine richtige (mesotes)
    → Bsp.: die Mitte des Gebens & Nehmens von Geld sei die Großzügigkeit; Geiz und Verschwendung hingegen stellten Mangel und Übermaß dar

 

  • Unterscheidung dreier Lebensformen:
    1. genussorientiertes/hedonistisches Leben: Mensch ist Sklave, da er sich seinem Genuss hingibt
    2. politisches/soziales Leben: Ziel meist Anerkennung → man macht sein Glück abhängig von anderen & sich so ebenfalls zum Sklaven
    3. das philosophische Leben: Leben in freier Entfaltung der Vernunft, der Erkenntnis und des Denkens (Ziel: Weisheit) → beste Lebensform, da der Mensch sein Glück durch sich selbst findet → Autarkie
  • Vernunft präge das Ergon des Menschen → Mensch als „Zoon logon echon“ (sprach- & vernunftbegabtes Menschen
  • Vernunft sei die tugendgemäße Tätigkeit der Seele und somit bestes menschliches Tun
    → Vernunft hebe den Menschen von anderen Lebewesen ab
  • Mensch schaffe sein Ergon (Essenz/Wesen) durch das Setzen und Erreichen von Zielen
  • die Tugend sei zugleich Mitte, wie auch Äußerstes und Ende:
    → Tugend als Mitte: Habitus, den der Mensch wähle, um gut zu handeln → sei die Mitte, weil sie zwischen Übermaß und Mangel liege
    → Tugend als Äußerstes & Ende: das Beste, was der Mensch in seinem Leben erreichen könne → also auch Äußerstes und Ende, weil sie das höchste Ziel im menschlichen Leben sei

Schaubild

Klausurtext

Tragfähigkeit

  • Mesoteslehre schützt vor negativen Folgen → das Mittlere bzw. Mäßige ist meist nicht schlecht → bewahrt Menschen vor unbedachtem Handeln
  • zielt auf tugendhaftes Handeln ab → gut für die Gesellschaft und den Frieden in dieser
  • die Aussage, es ist unmöglich, ein ausschließlich philosophisches Leben zu führen, ist nachvollziehbar → der Mensch setzt sich automatisch, durch seine Natur, persönlichen Ziele → vernachlässigt er diese, weil sie nur persönliche Bedürfnisse befriedigen und nicht tugendhaft sind, kann er nicht glücklich werden und sich der Glückseligkeit nicht annähern
  • Ich tue das mir Mögliche → Mesoteslehre zeigt, dass es nicht sinnvoll ist, sich mit anderen zu vergleichen
  • Was genau das Mittlere ist, ist nicht klar → sehr subjektiv → evtl. Gegensätze
  • es gibt es Situationen, in denen es kein Mittleres gibt → in konkretes Schema
  • Mesoteslehre soll auch bei ethischer Tugend angewendet werden → bei ethischen Dilemmata gibt es keine Mitte → man kann nur lügen oder die Wahrheit sagen
  • dass der Mensch die Glückseligkeit in seinem menschlichen Leben nicht erreichen kann, ist beunruhigend → jemand, der nicht an ein Weiterleben der Seele glaubt, findet in seiner Position nicht den Sinn seines Handelns und Lebens
  • Man kann nur selbst entscheiden, was das Mittlere ist und so die Schuld von sich weisen → Täuschung anderer
  • Heutzutage werden die meisten Menschen durch Genuss glücklich → philosophisches Leben als unerreichbares, ungewolltes Ideal
  • Die Mesoteslehre könnte nicht als Grundlage für einen Staat gelten
  • Verfolgt man immer das Mittlere, d.h. lebt man niemals im Übermaß, bleibt man immer nur in seiner Komfortzone stecken → um aber Fortschritt zu erzielen, ist es notwendig, seine Grenzen austesten und zu erweitern → wenn man immer nur in seiner Komfortzone bleibt, wird jeglicher Fortschritt und jegliche Reifung unmöglich

Teste dein Wissen

Aristoteles unterscheidet zwischen Eutychia und Eudaimonia:

→ Bei der Eutychia handelt es sich um Glück aus Zufall, weshalb es keinen höheren Wert habe.

Eudaimonia bedeutet übersetzt Glückseligkeit, also langfristiges, beständiges Glück. Die Eudaimonia ist laut Aristoteles das höchste Gut und der Endzweck des Menschen, den er jedoch nie erreichen kann.

Etwas ist genau dann ein Gut, wenn es ein Ziel ist, das der Mensch erreichen will.

Der Mensch will sich vervollkommnen und setzt sich automatisch immer höhere Ziele. So gibt es übergeordnete Ziele und ihnen untergeordnete Ziele. → Zum Beispiel ist das übergeordnete Ziel der Medizin die Gesundheit der Menschen.

 

 

Am Ende der Hierarchie muss es ein höchstes Gut geben, da sonst ein infiniter Regress des Strebens nach Zielen bestehen würde. Somit würde alles menschliche Handeln sinnlos.

Das höchste Gut ist die Glückseligkeit (Eudaimonia).

Die Glückseligkeit ist der Endzweck des Menschen, da sie um ihrer selbst willen verfolgt wird und nicht wie die anderen Ziele, um noch höhere Ziele zu erreichen. Sie ist beständiges Glück und zeichnet sich durch ihre Vollkommenheit aus.

1. Die erste Lebensform ist das genussorientierte bzw. hedonistische Leben. In diesem ist der Mensch Sklave, da er sich seinem Genuss hingibt, mithin wie ein Tier lebt.

2. Die zweite Lebensform ist das politische bzw. soziale Leben, dessen Ziel meist Anerkennung  ist. Auch in dieser ist der Mensch Sklave, da sein Glück abhängig von anderen ist.

3. Die dritte und beste Lebensform ist das philosophisches Leben, womit Aristoteles ein Leben in freier Entfaltung der Vernunft, der Erkenntnis und des Denkens meint. Das Ziel dieses Lebens ist die Weisheit.

Das philosophische Leben ist beste Lebensform, da der Mensch sein Glück durch sich selbst findet, d.h. autark

Der Mensch besitzt Vernunft, die ihn von anderen Lebewesen abhebt und die sein Ergon, d.h. sein Wesen, prägt. Durch seine Vernunft kann der Mensch als einziges Lebewesen tugendhaft und sittlich handeln.

Der Mensch kann die Glückseligkeit nicht erreichen, da sie etwas Vollkommenes, mithin etwas Göttliches ist.  Da der Mensch hingegen ein unvollkommenes Wesen ist, kann er die Glückseligkeit nicht erreichen. Zur Erfüllung seiner Ergon setzt der Mensch sich immer weitere Ziele, sodass er das höchste Ziel – die Eudaimonia – nie erreichen kann, denn er ist sterblich und somit endlich, anders als sein Streben.

In aller Existenz gibt es Mangel, Übermaß und ein Mittleres – auf griechisch „mesotes“. Das Mittlere ist Aristoteles zufolge die einzig richtige Grundhaltung, weshalb der Mensch in allen Handlungen die persönliche Mitte wählen soll.

Zur Erklärung führt Aristoteles ein eigenes Beispiel an: Die rechte Mitte des Gebens und Nehmens von Geld ist die Großzügigkeit.

Das Mittlere des Menschen ist subjektiv, denn es ist abhängig von Faktoren wie sozialem Status, Lebensbedingungen, Erfahrungen, Wissen, etc.

Beispielsweise wäre es nicht sinnvoll, wenn ein armer Mensch die Hälfe seines ganzen Geldes spenden würde, weil dann seine Existenz bedroht wäre.

Das Mittlere und zugleich Beste ist laut Aristoteles die Tugend. Bei allen genannten Aspekten handelt es sich um Eigenschaften oder Taten, die an sich schon schlecht, also Übermaß oder Mangel, sind.  Es ist aber unmöglich, aus Übermaß oder Mangel ein Mittleres zu bilden, denn das Mittlere ist das Gegenteil von Übermaß und Mangel – das Tugendhafte. Somit würde Aristoteles es ablehnen, überhaupt einer der aufgezählten Taten oder Eigenschaften nachzugehen.

Gleiches gilt für die Mesoteslehre selbst, denn weil sie auf tugendhaftes Handeln abzielt und das Mittlere die Tugend ist, soll sie in jeder Handlung befolgt werden: „Denn es gibt beim Zuviel und Zuwenig überhaupt keine Mitte, wie bei der Mitte kein Zuviel und Zuwenig.“

Lernmaterial

Alltagsbeispiele zur Anwendung der Position:
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https://philo.works/alltagsbezogene-fragen-zum-ueben/